Im Januar 1971 trafen sich die Mitglieder der FF Sülldorf-Iserbrook in der Gaststätte „Endstation“ zur Jahreshauptversammlung. Warum diese aus heutiger Sicht ausgerechnet in einer Kneipe stattfinden musste, ist schnell geklärt: die FF war bis zum Bau des Feuerwehrhaus 1977 lediglich in einem kleinen Klassenraum der Schule Lehmkuhlenweg untergebracht.
Lebhafte Diskussionen füllten die Versammlung der nicht einmal zwei Jahre alten Wehr. Vieles „Dienstliche“ musste sich einfach noch zurecht rütteln. Die Versammlung ging bis spät in die Nacht. Im Laufe des Abends schlug Hans-Walter Glißmann vor ein richtiges Feuerwehrfest zu veranstalten. Einmal ausgesprochen, waren die Versammelten Feuer und Flamme und es sprudelte nur so vor Ideen. Es sollte ein Festzelt geben, viele Buden, Speis‘ & Trank … ein Feuerwehrfest für Jung und Alt. Kurzerhand wurde ein also Festausschuss eingesetzt, mit dem Ziel noch im selbigen Jahr und auch in der Zukunft ein entsprechendes Fest zu organisieren.
Vom 3. bis 5. September 1971 fand dann also das erste Fest auf dem Festplatz am S-Bahnhof Sülldorf (Sülldorfer Kirchenweg/Op’n Hainholt) statt. Unser Feuerwehrfest war geboren, welches fortan in jedem Jahr Anfang September stattfinden sollte und bis heute viele Generationen zu Gast hatte.
Die ersten Jahre waren turbulent, denn viele Abläufe mussten sich erst einspielen. Die Energieversorgung war in den ersten Jahren ein Problem, da das Fest über einen Freileitungsmast versorgt wurde. Ständig plagten uns Stromausfälle. Es wurden viele Ideen umgesetzt, aber auch teils wieder verworfen weil sie nicht praktikabel waren. Auf unvorhersehbare Ereignisse musste spontan reagiert werden. Als sich 1974 bspw. die Band am Freitagabend auf Grund eines Missverständnisses verspätete, sprang spontan unser Kamerad Hans Claußen mit seinem Akkordeon ein und unterhielt unsere Gäste.
Und manche Dinge kann man auch einfach nicht planen. Als am 29. August 1975 in der Ruhrstraße eine Fabrikhalle in Vollbrand gerät, wird die FF Sülldorf-Iserbrook um 15.16 Uhr dazu alarmiert. Das Feuerwehrfest musste am Freitag ohne sie auskommen. Die Ehefrauen übernahmen kurzerhand das Ruder und schmissen an diesem Abend das Fest – ganz ohne die Männer.
In einem Jahr kam der Zeltaufsteller erst zwei Stunden vor Festbeginn auf den Platz. Hier konnte man in der Tat nicht mehr viel improvisieren. Das Fest musste um zwei Wochen verschoben werden! In anderen Jahren war das Zelt auch mal nicht pünktlich fertig. Hier musste die FF mit anpacken: Tische und Stühle ins Zelt tragen und auch schonmal die Dachplanen einziehen, während die Gäste darunter bereits tanzten.
In wenigen Jahren fand das Feuerwehrfest bereits Ende Juni bzw. Anfang Juli statt. Der Grund hierfür waren die sehr späten Schulferien. Es nützt ja nichts … das Kinderfest kann nur erfolgreich sein, wenn auch viele Kinder dabei sein können! Apropos Kinder: viele Gäste sind seit Anfang an dabei. Kinder, die sich damals noch am Karussell erfreuten, kommen heute mit ihren eigenen Kindern. Das Fest bietet ebenfalls eine gute Gelegenheit um ehemalige Schulkameraden, Freunde oder Nachbarn wiederzutreffen. Alte Freundschaften werden gepflegt, neue werden geschlossen.
Ebenso sind auf dem Feuerwehrfest viele Beziehungen entstanden, manchmal nur flüchtige, aber oftmals auch feste. Einige hielten dem Fest nicht stand und sind schließlich zerbrochen. Auch wenn es schon einen Heiratsantrag bei uns gab, geheiratet wurde auf dem Fest noch nicht …
Das Fest wurde von Jahr zu Jahr erfolgreicher. Selbst die Kirche musste feststellen, dass es ihre Mitglieder sonntags eher auf das Fest zieht. Mitte der 80er Jahre entschied man sich deshalb, den Gottesdienst im Festzelt abzuhalten. Ein tolles Konzept, welches in den letzten Jahren aber dann doch im Sande verlief.
Es gab wilde Zeiten in denen es regelmäßig zu Schlägereien kam. Die Tische und Stühle flogen durch das Zelt. Dabei ist anzumerken, dass es nicht die stürmischen Halbstarken waren, sondern tatsächlich die etablierten Vierziger! Ein großes Polizeiaufgebot gehörte damals leider zur Festaustattung. „Die Vierziger“ sind inzwischen alt und diese Zeiten glücklicherweise lange vorbei!
Das Feuerwehrfest ist heute eine Institution. Es wurde zwar ab und an verschoben oder fand auch mal an anderen Plätzen statt, aber in jedem Fall ist es in Sülldorf eine verlässliche Konstante. Lediglich in den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie 2020/21 musste es ausfallen.